Do 05.02.2015, 20:15 Uhr

Thomas Waugh: „Queer Pasolini?“
Vortrag in englischer Sprache

Thomas WaughTeorema wird in der Regel mit der Mai-Revolte der Arbeiter und Intellektuellen in Europa vom Mai 1968 in Verbindung gebracht, dem Jahr, in dem Pasolinis Film produziert, veröffentlicht und zum Gegenstand großer Kontroversen gemacht wurde. Weniger oft wird ein Zusammenhang mit dem symbolischen Ausgangspunkt der „gay liberation“ in den USA im darauffolgenden Jahr hergestellt. Gleichwohl erscheint Pasolinis Geschichte eines pansexuellen Racheengels, der vielfältigen gesellschaftlichen und seelischen Aufruhr stiftet, rückblickend in fast schon unheimlicher Weise prophetisch – nicht so sehr mit Blick auf den geschlechterpolitischen Essentialismus der 1970er, dem Pasolini abhold war, sondern mit Blick auf die queeren Umwälzungen, von denen die Welt Jahrzehnte nach Pasolinis Tod erfasst wurde. Meine Analyse dieses Films, der zugleich Pasolinis zeitlosester und derjenige ist, der am stärksten in seinem spezifischen Enstehungszusammenhang verankert bleibt, befasst sich mit den Diskursen, die er ins Spiel bringt, und mit Darstellung von Begehren, Geschlecht und Körper, onscreen und offscreen.

Thomas Waugh ist Concordia Research Chair in Sexual Representation and Documentary in der Mel Hoppenheim School of Cinema, der Concordia University, Montreal. 2015 erscheint „The Conscience of Cinema: The Films of Joris Ivens 1912–1989“ (Amsterdam University Press).

TEOREMA Teorema – Geometrie der Liebe

Italien 1968. R: Pier Paolo Pasolini
D: Silvana Mangano, Terence Stamp, Massimo Girotti. 98 Min. 35mm. OmeU

TEOREMA Teorema – Geometrie der Liebe

TEOREMA erzählt die Geschichte einer wohlhabenden Mailänder Familie. Ihr Leben wird auf den Kopf gestellt, als ein mysteriöser Fremder die Familie besucht. Jedes einzelne Familienmitglied verfällt dem geheimnisvollen Gast, alle gehen mit ihm eine sexuelle Beziehung ein. Als der Verführer wenige Tage später wieder verschwindet, hat sich das Leben seiner Gastgeber grundlegend verändert. Laura Betti, die das Dienstmädchen spielt, wurde bei den Filmfestspielen in Venedig als beste Darstellerin ausgezeichnet. Filmkritiker Roger Ebert bezeichnete TEOREMA seinerzeit als „das vielleicht brillanteste Werk“ Pier Paolo Pasolinis.

Mitschnitt der Veranstaltung

Teil 1: Einführung und Vortrag

Teil 2: Diskussion nach dem Film

 

Goethe-Universität Deutsches Filmmuseum